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Insook Ju

"Genießen"  

Austellungsdauer: 7.3.-30.3.98 

Einkaufen gehört zu jedermans alltäglichen Handlungen. Jeder Besuch im Supermarkt birgt aber immer auch eine Gefahr für die Psyche. Worin besteht diese Gefahr - und warum sollen wir uns mit ihr konfrontieren? Mit diesen wie anderen Fragen beschäftigt sich die Künstlerin Insook Ju im Rahmen ihres Projekts, das sie im März im Foyer des cuba (Achtermannstraße) realisieren wird. In der Arbeit drücken sich visualisierte Aussagen über die Konsumwelt aus, nicht aber unbedingt in Form einer eindeutigen und wenig hintergründigen Sozialkritik. Insook Jus Installation ist darüberhinaus ein künstlerischer Kommentar zu alltäglichem Verhalten und deren Verdrängung aus dem Bewußtsein.

Dazu benutzt sie leere Pappkartons, Weinflaschen, Euro-Paletten und ihre eigene Atemluft um zwei 2-Meter-hohe Objekte zu schaffen. Die Kartons und Flaschen sind aufeinandergestapelt als ob sie große dreidimensionale Puzzle wären. Die beiden Objekte werden im Raum plaziert.

Ihre Raumbezogenheit verbindet sie mit anderen Arbeiten, die in der Foyer-Ausstellungsreihe in den letzten Monaten zu sehen waren, denn auch sie verwandelt die gegebene Situation grundlegend. Doch durch das Einbringen von objekthaften Gegenständen unterscheidet sich ihre Herangehensweise deutlich von dem, was zuletzt dort zu realisiert worden ist: weder nutzt Insook Ju den Raum als einen ausgeschnittenen und durch das Fenster offenen weißen Museumswürfel (Birgit Hölmer), nicht als einen völlig umzugestaltenen Durchgangsort (Stephan Homann), noch als ein architektonisches Gefüge, dessen Grenzen zum Verschwimmen gebracht wurden (Elisabeth Romer), noch als ein halböffentliches Forum, in dem Konzepte zur Präsentation gebracht werden (Martina Jenne). Eigentlich verfährt Insook Ju, so könnte man einwenden, mit dem Foyer in einer Weise, die all diese Umgangsformen miteinander verbindet. Dabei stellt sie nichts weiter als zwei großförmige Objekte in den Raum. Und ihre Arbeit innerhalb eines durch vorherige Arbeiten selbstgeschaffenen Kontext.

Das Foyer wird gefüllt und fungiert als Transportmedium für Aussagen, die der Titel der Arbeit provoziert. Ein Durchgangsraum wird so zur Abstellfläche, zum Lagerraum, d.h. verwandelt sich von einem zum öffentlichen Gebrauch bestimmten Ort in einen Platz, an dem bereits gebrauchte Gegenstände abgeladen wurden.

Mehr noch: Gebrauchte Gegenstände der Warenwelt durchleben eine Art Recycling. Die künstlerische Installation führt zu einer Veredelung herkömmlicher Gegenstände, denen hier innerhalb des Ensembles ein Wert zukommt - aber ohne daß ihnen ein Gebrauchs- oder Nutzwert zugesprochen würde. Die Selbstreferenz innerhalb der Kunst ist damit hergestellt. Duchamp läßt grüßen.

Informationen zur Künstlerin Insook Ju: geb. 1966 in Seoul, Korea; studierte Design 1987-89 an der Hong-Ik University, Seoul. Seit 1990 studiert sie an der Kunstakademie Münster bei Prof. J. Zellmann, Paul Isenrath. Meisterschülerin seit 1996. Ausstellungen und Ausstellungsbeteiligungen (Auswahl): New Art Festival, Förderpreisausstellung, DIPO, Seoul (1989); "Musik und Kultur der Welt", Foyer des Landesmuseums, Münster (1992); "Spetakel '94", Museum am Ostwall, Dortmund (1994); "Atelier Port Ouverte" mit Sukyun Yang, Cité Internationale des Arts, Paris (1996); "Ulf und die Anderen", Kunsthaus Rhenania, Köln (1997); "Kimchi und Sauerkraut", Galerie Münsterland, Emsdetten (1997), Förderpreis der Kunstakademie Münster, Städtische Ausstellungshalle am Hawerkamp, Münster (1997). Stipendien: 1987/89: Stipendium der Hong-Ik University, Seoul; 1989 Förderpreis des New Art Festivals, Seoul.

"Genießen" wird im cuba-Foyer zu sehen und hören sein. Seien Sie unser Gast bei der Eröffnung am Samstag, 7. März, um 19 Uhr, und nehmen Sie die Gelegenheit wahr, sich mit der Studentin der Kunstakademie übers "Genießen" unterhalten. Oder besuchen Sie die Austellung in der Zeit zwischen dem 7. und 30. März (10-18 Uhr) und denken Sie allein darüber nach, während Sie ihre Einkaufstaschen in der Ecke abstellen.




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