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Collage : 7 positionen aus 7 ländern


Juli - August 2005

Arbeiten von: Dale Copeland (Neu Seeland)
Richard Fulham (Kanada)
Jasminka Kucik (Serbien)
Jonathan Talbot (USA)
Pierre Jean Varet (Frankreich)
Sylvia Netcheva (Bulgarien)
Voré (Deutschland)

Austellungsdauer: 03.07. - 26.08.2005


Sylvia Netcheva: Lavouze

Richard Fullham: L'Usure Du TempsTemps

Jonathan Talbot: Erz 9 M Partrin

Pierre Jean Varet: La Moisson Du Ble

Jasminka Kucik: Perpetum Mobile

Dale Copeland: Rich Mans View

Voré

Als Wanderausstellung hat die Ausstellung „Collage – 7 Positionen aus 7 Ländern“ bereits Kanada, die USA und Neuseeland bereist. –Sie stellt eine ausgesprochene Sonderausstellung im Rahmen unseres Projekts „Kunst spricht“ dar. Denn sie stellt zum einen in Form einer Gruppenausstellung Arbeiten vor, zum anderen internationaler Künstler und Künstlerinnen, und zum Dritten ist sie spezifisch auf die Kunstform der Collage ausgerichtet.

34 Exponate sind es an der Zahl, die Künstler sind Dale Copeland aus Neuseeland, Richard Fulham aus Kanada, Jasminka Kukic aus Serbien, Sylvia Netcheva aus Bulgarien, Jonathan Talbot aus den USA, Pierre Jean Varet aus Frankreich und Herr Voré aus Deutschland.

Knotenpunkt und Ursprung dieser Gruppenausstellung ist wohl in der kleinen französischen Stadt Sergines zu suchen, denn dort befindet sich das weltweit in der Form einzigartige Zentrum der Collagekunst: ARTCOLLE. Dessen Mitbegründer und Leiter ist der ebenfalls hier ausstellende Künstler Pierre Jean Varet.

Dort sind sich die Künstler bzw. deren Arbeiten so zusagen „über den Weg gelaufen“. Und den kanadischen Künstler Richard Fulham hat diese Begegnung dazu angeregt, diese internationale Qualität anhand ausgesuchter Collagen in Form einer Gruppenausstellung zusammenzustellen. Ursprünglich nur für Kanada. Auf Wanderschaft ging sie erst, als sich auch Jonathan Talbot aus den USA sich für die Ausstellung weiter einzusetzen begann. So erreichte sie von Kanada aus N.Y. in den USA und später dann Neuseeland sowie Deutschland, Heidelberg und nun Münster. Bulgarien und Frankreich, Paris, stehen noch aus.

Die Zusammenstellung richtet ihren Blick hauptsächlich auf die verschiedenen Eigentümlichkeiten der Arbeiten, die unterschiedliche Herkünfte, Lebensformen, Umwelten und die Vielfalt kultureller Differenzen aufgreifen, widerspiegeln.

So haben alle z.B. gemeinsam, dass sie sich surrealistisch anmutenden Traumwelten annähern, in denen sich reale Begebenheiten aufzulösen scheinen und doch zugleich Basis der Arbeiten selbst sind, sich somit an einem schwebend und transzendent wirkenden Grenzzustand bewegen. Auch befassen sie sich nahezu alle mit den großen „Weltthematiken“ wie „Zeit“ oder „Geld“ und entsprechenden gesellschaftlichen Konditionen und Verhältnissen.

Doch geschieht dies auf sehr differenzierte Art und Weise, wie unschwer schon an den Techniken zu erkennen ist. So haben z. B. Varet, Kukic, Fulham sowie Talbot zwar einen gemeinsamen Ansatzpunkt, nämlich den der Sprache. Während jedoch Varet literarische Worte und Geschichten stark symbolisch verarbeitet, wie z.B. in „La Moisson du Ble“ oder „Mots de Tete“ und die benannte Thematik beinahe wörtlich in seine Bilder umsetzt, funktioniert das bei Kukic eher entgegengesetzt, denn sie erzählt vielmehr Geschichten zu ihren Bildern bzw. Geschichten entwickeln sich im Finden einzelner Versatzstücke.

Fulham hingegen erzählt, teils konkreter und weniger lyrisch, indem er auf Alltagsgegenstände und -situationen offensichtlichen Bezug nimmt, sie einbaut und Stellung bezieht. So bspw. in „L’Usure du Temps“, in dem elektronische Reststücke – möglicherweise einer Müllhalde an einem Ufer gleich – montiert sind.

Talbot greift die Zeichenhaftigkeit der Sprache auf und spielt mehr – in sehr präziser und akkurater Manier – mit Worten, Textteilen als typografischen Formen.

Ganz anders dagegen nehmen sich die schon als Assemblages zu bezeichnenden Arbeiten der Neuseeländerin Dale Copeland aus: Wie Fulham zuvor zwar bezieht sie klar Stellung, aber weniger abstrakt, ganz konkret. So konkret wie die dreidimensionale Machart mit den arrangierten, gefundenen Gegenständen ist, so konkret präsentiert sich auch die ablehnende Haltung Copelands einem so genannten amerikanischen Lebenswandel mit seinen Werten und seinen Umgang im Miteinander gegenüber. Gut erkennbar in „Monkey see, Monkey do“ oder vor allem in „Called to Arms“. Auch in „Rich Man’s View“. Copeland arbeitet eher spielerisch zum Anfassen, wobei die Themen sicherlich weitaus weniger zum Spielen geeignet sind, umso konkreter fassbar jedoch in unserer Zeit.

Ähnlich konkret und greifbar in der Materie wirken die Arbeiten der Bulgarin Sylvia Netcheva. Stark an der Tradition der handwerklichen Machart ihrer Herkunft ausgerichtet, verknüpft, verstrickt, verknotet sie greifbare Materie. Zum Tragen kommt hier ihr starker Bezug zum textilen Schwerpunkt, den sie zu Beginn ihres Studiums wählte. Doch was die übrige Form- und Farbgebung sowie symbolische Verschlüsselung wie Schmetterling oder immer wieder auftauchende Feder angeht, nähern sich ihre Arbeiten wieder eher den Collagen Fulhams, die ihnen gegenüber gehängt sind.

Last but, not least sind ebenfalls vom Handwerklichen und Anfassbaren geprägt die Arbeiten von dem aus der Bildhauerei kommenden Voré. Aus der Erinnerung an archäologische Funde aus dem vorderen Orient sind seine Collagen entstanden. Rätselhaft erscheinen sie. Beim genaueren Hinsehen tauchen figurative Abbildungen auf. Stark reduziert zeigen sich diese Figuren mehr in zerstörten Teilen denn in ihrer Gänze, so dass der Betrachter sich selbst auf eine Art archäologische Suche begibt, selbst beginnt, zu rekonstruieren und damit den archäologisch- manuellen und konkreten Bezug im Geiste nachvollzieht.

Eingebettet in den archäologischen Blick auf die Vergangenheit, die es – was die Farbgebung und das verwendete Material (Blattgold, handgeschöpftes Papier, Holz als Untergrund) anbetrifft – als wertgeschätzt und ästhetisch, leicht und warm zu rekonstruieren gilt.

Hille Schwarze

die Ausstellung in den USA

Münstersche Zeitung: 6.7.05






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